„Die Frau der Stunde“ von Heike Specht

*Anzeige* Ich habe einen interessanten und unterhaltsamen historischen Roman mit fiktiven Ereignissen und Bezügen zur realen Politik gelesen, den ich euch gerne vorstellen möchte:
„Die Frau der Stunde“
- Herausgeber: Droemer
- Autor: Heike Specht
- Seitenzahl: 352
- Erscheinungsdatum: 01. Oktober 2025
- Sprache: Deutsch
- ISBN: 978-3426565131
Inhalt:
Mit ihrer eingeschworenen Frauen-Clique, einigen Gin Tonics und noch mehr Zigaretten manövriert sich die Politikerin Catharina Cornelius im Bonn der späten 70er hinreißend klug durch den Sumpf der Altherren-Elite. Als die Liberale aber völlig überraschend zur Außenministerin und Vizekanzlerin wird, reiben sich überrumpelte Kollegen in höchsten Regierungskreisen fassungslos die Augen. Frauen und Männer im ganzen Land blicken erstaunt auf die zierliche Frau mit den extravaganten Halstüchern, die langen Haare stets zu einem eleganten Chignon zusammengesteckt. Schon bald fordern dramatische Umwälzungen neue Antworten. Catharins steht im Sturm von Ereignissen, die so viel größer sind als sie selbst… (Klappentext)
Meine Meinung:
Die Handlung beginnt 1978. Frauen standen damals gesellschaftlich noch mehr im Hintergrund als heute. Aber in diesem Roman stehen sie im Vordergrund bzw. drängen sich in diesen.
Als die Protagonistin Catharina Cornelius 1978 Außenministerin und Vizekanzlerin wird, ist sie die titelgebende Frau der Stunde. Bislang war es undenkbar, dass eine Frau diesen Posten belegt und nun muss sie sich zwischen den alten Herren behaupten.
Nicht nur sie, sondern auch ihre beiden Freundinnen Azadeh und Suzanne wollen die Welt mitgestalten. Die eine ist Journalistin und die andere setzt sich im Iran für den Sturz des Schahs ein. Aber nicht nur diese beiden, sondern auch weitere Frauen in Catharinas Umgebung – wie z.B. ihre Büroleiterin oder ihre Referentin – spielen entscheidende Rollen.
Dieser Einblick in die Bonner Republik und die angestaubten Ansichten der alten Herren in Bezug auf Frauen ist ausgesprochen spannend und zugleich auch ein wenig erschreckend. Es ist unfassbar wie schwer es den Frauen in der Gesellschaft gemacht wurde und immer noch gemacht wird.
Heike Specht hat dies ausgesprochen gut dargestellt. Ihre Dialoge sind treffend und manchmal wusste ich nicht, ob ich entsetzt sein oder schmunzeln sollte.
Die Atmosphäre der 1970er Jahre wird durch reale Ereignisse, die mit der fiktiven Handlung verwoben werden, sehr lebendig.
Die Charaktere wirken authentisch und werden vielschichtig dargestellt. Die Autorin hat starke Protagonistinnen erschaffen, die ausgesprochen gut in die Zeit passen und fortschrittlich agieren. Dabei geht es nicht nur um Politik, sondern auch um den Zusammenhalt der Frauen untereinander.
Es dreht sich aber nicht alles um die deutsche Politik, sondern auch um die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse des Irans. Diese Ereignisse sind ebenso interessant zu lesen.
Mein Fazit:
Ich fand den Roman sehr unterhaltsam und mir hat die Kombination aus historischen Begebenheiten und fiktiven Charakteren gut gefallen. Durch den lebendigen Schreibstil, die gelungenen Dialoge und die humorvollen Anekdoten könnte ich mir gut vorstellen, dass der Roman auch LeserInnen gefällt, deren politisches Interesse nicht so ausgeprägt ist.